Für Bonham bedeutet die Zeit ohne handfeste Beschäftigung nicht etwa Erholung, sondern puren Stress. Er weiß nicht, was er mit sich anfangen soll und wird immer unberechenbarer. Sein Kumpel, ELO-Drummer Bev Bevan, erinnert sich: „Er war ein extrovertierter, freundlicher Typ, den man gern haben musste. Aber wenn er einen Drink zu viel intus hatte, ging gar nichts mehr. Nichts und niemand konnte ihn dann mehr stoppen, genau wie Keith Moon. Hinzu kam, dass die beiden irgendwann glaubten, ihrem schlechten Ruf stets gerecht werden zu müssen.“
Als Led Zeppelin 1979 auf Tour gehen, steht es bereits schlecht um Bonhams Gesundheit. Die UK-Shows gehen zwar noch ohne Probleme über die Bühne, doch während des Nürnberg-Gigs ist der Schlagzeuger schon nach drei Nummern völlig am Ende und klagt über Erschöpfung. Bis zum Ende der Tour ist keinerlei Besserung in Sicht.
Als die Band schließlich im September 1980 bei Jimmy Page in Windsor mit den Proben für die geplante Nordamerika-Tour beginnt, ist John so weit, dass er alles hinwerfen will. Als er am Morgen des 24.9. zusammen mit Robert Plant zu Pages Anwesen fährt, sagt er noch zu dem Sänger: „Ich habe genug vom Schlagzeugspielen. Jeder x-beliebige Drummer spielt besser als ich. Weißt du was: Lass uns tauschen! Ich singe bei den Rehearsals – und du trommelst für mich.“ Nachdem die beiden mittags bei Page angekommen sind, ist davon nicht mehr die Rede. Bonham genehmigt sich schon am 12 Uhr einen Drink nach dem anderen und hört auch abends nicht auf. Zwölf Stunden lang kippt er ununterbrochen Wodka in sich hinein. Als er schließlich auf dem Sofa wegdöst, bringt ihn sein Assistent ins Bett und legt ihm einige Kissen unter, damit er es bequem hat. Danach lässt er John allein.
Am nächsten Morgen ist von John weit und breit nichts zu sehen. John Paul Jones und der Roadmanager Benje LeFevre gehen in Bonhams Zimmer und finden ihn. Anfangs denken beide, dass John nur bewusstlos ist. Erst nach einiger Zeit wird ihnen klar, dass der Drummer nicht mehr lebt.
Die Musiker und ihre Crew sind traurig und wütend zugleich. Manager Peter Grant trifft es besonders hart – er leidet noch Jahre nach Bonhams Tod an Depressionen. Anfangs denken etliche Menschen, dass der Schlagzeuger an einer Überdosis gestorben ist, doch rasch wird klar: Der Alkohol hat ihn getötet. Er musste sich im Schlaf übergeben, und weil er in der falschen Position lag, erstickte er an seinem Erbrochenen.
Am 10. Oktober 1980 findet in der Rushock Parish Church bei Kidderminster John Bonhams Beerdigung statt. Neben seinen Angehörigen und Freunden nehmen auch seine Bandkollegen teil. Gute Bekannte wie Paul McCartney, Phil Collins, Cozy Powell oder Carl Palmer sprechen den Hinterbliebenen ihr Beileid aus. Doch niemand kann Trost spenden – zu sinnlos und zu früh kommt Bonhams Tod, wie auch Bev Bevan betont: „Die Zeremonie war ein traumatisches Erlebnis für mich, denn John war so jung und hatte noch sein ganzes Leben vor sich. Natürlich weiß niemand, wie es mit Led Zeppelin weitergegangen wäre, wenn er diese Nacht überlebt hätte. Aber eines stand schon bei der Beerdigung fest: Selbst wenn die Drei einen neuen Drummer gesucht hätten, wie es The Who nach Keith Moons Tod taten, wäre es nicht dasselbe gewesen. Niemand konnte John Bonham ersetzen.
Das ist bis heute so geblieben – auch wenn andere Schlagzeuger, darunter selbst Größen wie Phil Collins und Jason Bonham, es bei den ›Reunions‹ versucht haben. Aber keiner von ihnen konnte dieselbe Energie und Magie wie John erzeugen. Denn wie Robert Plant ganz richtig erkannt hat: „Er war der beste Drummer der Welt.“